Wo immer das Böse sein scheußliches Haupt erhebt, können wir gelassen bleiben, wacht doch die heilig-heimische Dreifaltigkeit von "Krone", FPÖ und Polizei darüber, dass es nicht triumphiere. Dass dabei nicht immer mit Samthandschuhen gekämpft werden kann, muss jeder und jedem klar sein, dem das Gute noch etwas bedeutet. Um es zu pflegen, griff die "Krone" am Mittwoch zu dem schweren Geschütz nicht der einfachen, nein, gleich der doppelten Sippenhaftung. FPÖ-Abgeordnete empört: "Mann von einer Ex-Grünen ließ Hunde im Auto verenden."

Natürlich hätte die Story mehr hergegeben und kaum erst auf Seite 24 Platz gefunden, wenn es sich nicht um den Mann und nicht um eine Ex-Grüne gehandelt hätte, sondern um eine voll in Saft und Funktion stehende Grün-Politikerin. Aber in der Not muss man sich eben mit weniger zufriedengeben. "Unter schrecklichen Qualen sind die beiden Hunde in Liesing verendet", zeigt sich die blaue Nationalratsabgeordnete Dagmar Belakowitsch-Jenewein empört. "Besonders schwer" wiege der Umstand, dass es sich bei der Halterin um eine ehemalige Grün-Politikerin aus Meidling handeln soll und diese auch noch bei einem Wiener Verein, der Therapien mit Tieren anbietet, in der Geschäftsführung tätig sei.

Gewiss kein schöner Vorfall. Für wen es aber "besonders schwer" gewogen haben soll, dass es sich bei der Halterin um eine ehemalige Grün-Politikerin aus Meidling handeln soll, blieb offen. Für die armen Hunde wohl kaum, denn denen wird es ziemlich egal gewesen sein, ob ihre Halterin aktive oder nur noch ehemalige Grün-Politikerin war. Anders als der FPÖ-Nationalratsabgeordneten, für die es besonders schwer gewesen sein muss, trotz der Ehemaligkeit der Grün-Politikerin und erst recht ihrer Unschuld am Hundesterben dennoch der "Krone" eine Geschichte anzudrehen, in der sie als Rächerin der bedrängten Kreatur auftritt. Denn misstrauisch, aber dennoch den Blauen gefällig, wie die "Krone" nun einmal ist, hörte sie sich um. Wie die "Krone" von der Wiener Polizei erfuhr, sei allerdings ihr Ehemann an besagtem Tag mit den Hunden unterwegs gewesen. Seine Gattin soll in den Vorfall nicht involviert gewesen sein, so die Exekutive.

Symbolbild

Dass die Polizei einer blauen Nationalratsabgeordneten derart in den Rücken fällt, kommt auch nicht jeden Tag vor, war aber letztlich egal, da die "Krone" die Geschichte dennoch bereitwillig fraß, auch wenn sie sich einer zweifachen Sippenhaftung bedienen musste. Das läuft nach dem Prinzip, unsere Leser werden eh nichts merken, ebenso wie das Foto, das die Hundequalen illustrieren sollte. Es zeigte zwei Hunde in einem Auto und hatte den Bildtext: Die Hunde wurden bei Hitze im Auto vergessen (Symbolbild).

Wenn "Österreich" sich einmal in eine Sache verbissen hat, dann lässt sie den Brocken nicht so leicht wieder los. Am Dienstag enthüllte das Blatt: Ibiza: Kern & Strache urlauben beide auf der Trauminsel. Der Bundeskanzler war bis Montagabend da, sollte es sein Terminplan erlauben, soll er am Mittwoch für ein paar Tage nochmal nachkommen. Da ist es für "Österreich" ein amüsanter Zufall: FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache wird seinen üblichen Sommerurlaub mit Kindern, Mutter und Freundin Philippa ab dem Wochenende auf Ibiza starten. Was daran amüsant sein soll, blieb rätselhaft, denn dass sich Kern und Strache dort treffen werden, ist nicht anzunehmen. Und täten sie es – man könnte sich Amüsanteres vorstellen.

Am Mittwoch versuchte "Österreich" die drängende Frage zu beantworten, warum Kern und Strache fast im selben Flieger gesessen wären. Und wer hätte das gedacht: deshalb nur fast, weil sie an verschiedenen Tagen abflogen. Der FPÖ-Chef ist gestern mit seiner Mutter und seinen Kindern nach Ibiza geflogen, also am Dienstag, und nicht erst ab dem Wochenende, und wo blieb Freundin Philippa? Kern wiederum soll morgen (also am Donnerstag) erneut auf die spanische Insel fliegen. Daher: Christian Kern kann aufatmen: Denn ihm bleibt es erspart, im selben Urlaubsflieger wie Heinz-Christian Strache zu sitzen.

Am Donnerstag enthüllte "Österreich" dann Kerns Ibiza-Geheimnis, nachdem es dasselbe zwei Tage hintereinander ausgeplaudert hatte. Strache bot kein Geheimnis. Er urlaubt mit seiner Mutter, seinen beiden Kindern und FPÖ-Politikern in einer Hotelanlage. Nur Freundin Philippa, am Dienstag noch dabei, blieb Straches Ibiza-Geheimnis. (Günter Traxler, 17.7.2016)